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BFH, Beschluss vom 07.03.1995 – VII B 172/94

§ 34 AO 1977, § 69 AO 1977, § 71 AO 1977, § 191 Abs 1 AO 1977, § 227 AO 1977, § 102 FGO, § 142 FGO, § 114 ZPO

1. Wie der Senat bereits mehrfach entschieden hat, ergibt sich die Verantwortlichkeit des Geschäftsführers für die Erfüllung der steuerlichen Pflichten der GmbH allein aus seiner nominellen Bestellung zum GeschäftsführerBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Bestellung zum Geschäftsführer
Geschäftsführer
ohne Rücksicht darauf, ob sie auch tatsächlich ausgeübt werden kann (Bundesfinanzhof –BFH–, Beschluß vom 25. April 1989 VII S 15/89, BFH/NV 1989, 757; Urteile vom 2. Juli 1987 VII R 104/84, BFH/NV 1988, 6; vom 11. November 1986 VII R 201/83, BFH/NV 1987, 212; Beschluß vom 19. November 1985 VII S 13/85, BFH/NV 1986, 266; Urteil vom 7. Mai 1985 VII R 111/78, BFH/NV 1987, 210; Beschluß vom 5. März 1985 VII B 69/84, BFH/NV 1987, 422). Der GmbH-Geschäftsführer kann sich nicht damit entschuldigen, daß er von der Führung der Geschäfte ferngehalten wird und die Geschäfte tatsächlich von einem anderen geführt worden sind. Wenn der Geschäftsführer die Geschäftsführung durch einen anderen duldet, so hat er durch geeignete Aufsichtsmaßnahmen dafür zu sorgen, daß dieser die steuerlichen Verpflichtungen der GmbH ordnungsgemäß und rechtzeitig erfüllt. Der Geschäftsführer wird von seiner Verantwortlichkeit erst dadurch befreit, daß er von der Geschäftsführung der GmbH zurücktritt (vgl. u.a. BFH, Urteile vom 23. März 1993 VII R 38/92, BFH/NV 1994, 71; in BFHE 171, 10, BStBl II 1993, 581; vom 16. März 1993 VII R 57/92, BFH/NV 1993, 707). Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt er für die Erfüllung der steuerlichen Pflichten voll verantwortlich (BFH in BFH/NV 1993, 707).

2. Grob fahrlässig i.S. des § 69 AO 1977 handelt, wer die Sorgfalt, zu der er nach den Umständen und seinen persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten verpflichtet und imstande ist, in ungewöhnlich hohem Maße außer acht läßt (vgl. BFH-Urteil vom 12. Mai 1992 VII R 52/91, BFH/NV 1992, 785 m.w.N.). Der Antragsteller hat grob fahrlässig gehandelt, weil er es vor Übernahme der Geschäftsführerstellung unterlassen hat, sich mit den elementarsten handelsrechtlichen Pflichten des Geschäftsführers einer GmbH vertraut zu machen und keine Erkundigungen über die hierfür zu beachtenden allgemeinen Pflichten des Steuerrechts eingezogen hat (vgl. BFH in BFH/NV 1992, 785). Er kann sich demgegenüber nicht auf seine mangelnden Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen berufen. Falls er diese –wie er behauptet– nicht gehabt hat, hätte er die Geschäftsführertätigkeit bei einer GmbH nicht übernehmen dürfen (vgl. auch BFH-Urteil vom 20. April 1982 VII R 96/79, BFHE 135, 416, BStBl II 1982, 521; Beschluß vom 4. März 1986 VII S 33/85, BFHE 146, 23, BStBl II 1986, 384). Die ordnungsgemäße Beachtung der gesetzlichen Vorschriften auch steuerlicher Art muß von jedem kaufmännischen Leiter eines Gewerbebetriebes verlangt werden (BFH-Urteile vom 12. Juli 1988 VII R 108-109/87, BFH/NV 1988, 764; in BFHE 135, 416, BStBl II 1982, 521).

Schlagworte: grobe Fahrlässigkeit, Haftung für Steuerschulden, Verschulden