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BGH, Urteil vom 17. Januar 2012 – II ZR 197/10

BGB §§ 705, 736

a) Erbringt der Schuldner versehentlich eine weitere Zahlung auf seine gegenüber einer Gesellschaft bürgerlichen RechtsBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Gesellschaft
Gesellschaft bürgerlichen Rechts
begründete Schuld, obwohl er diese bereits durch eine frühere Zahlung getilgt hat, so haftet ein Gesellschafter, der nach dem Abschluss des die Zahlungspflicht begründenden Vertrages, aber vor der versehentlichen Doppelzahlung aus der Gesellschaft ausgeschieden ist, nicht für die Bereicherungsschuld der Gesellschaft, wenn die Doppelzahlung in dem ursprünglichen Vertrag nicht angelegt war.

b) Der Gesellschafter, der aus einer bestehenden Gesellschaft ausgeschieden ist, aber weiterhin als Gesellschafter nach außen auftritt, kann als Scheingesellschafter für Verbindlichkeiten der Gesellschaft haften, wenn er gegen den gesetzten Rechtsschein nicht pflichtgemäß vorgegangen ist und sich ein Dritter bei seinem geschäftlichen Verhalten auf den Rechtsschein verlassen hat (vgl. BGH, Urteil vom 11. März 1955 – I ZR 82/53, BGHZ 17, 13, 19; Urteil vom 24. Januar 1978 – VI ZR 264/76, BGHZ 70, 247, 249; Urteil vom 24. Januar 1991 – IX ZR 121/90, NJW 1991, 1225; Urteil vom 8. Juli 1999 – IX ZR 338/97, NJW 1999, 3040, 3041; Urteil vom 29. Januar 2001 – II ZR 331/00, BGHZ 146, 341, 359; Urteil vom 3. Mai 2007 – IX ZR 218/05, BGHZ 172, 169 Rn. 20; Urteil vom 1. Juni 2010 – XI ZR 389/09, NJW 2011, 66 Rn. 23).

c) Scheingesellschafter ist auch der Gesellschafter, der aus einer bestehenden Gesellschaft ausgeschieden ist, aber weiterhin als Gesellschafter nach außen auftritt. Wenn nach außen hin für den Rechtsverkehr eine Veränderung in der personellen Zusammensetzung der Gesellschaft nicht sichtbar geworden ist, muss der ausgeschiedene Gesellschafter sich so behandeln lassen, als bestehe der bisherige Rechtszustand weiter (vgl. BGH, Urteil vom 10. März 1988 – III ZR 195/86, WM 1988, 986, 987; Urteil vom 24. Januar 1991 – IX ZR 121/90, NJW 1991, 1225 f.).

d) Für das Auftreten als Gesellschafter kann es genügen, wenn der Gesellschafter im Briefkopf der Gesellschaft genannt wird (vgl. BGH, Urteil vom 10. März 1988 – III ZR 195/86, WM 1988, 986, 987; Urteil vom 17. Oktober 1989 – XI ZR 158/88, NJW 1990, 827, 829; Urteil vom 8. Juli 1999 – IX ZR 338/97, NJW 1999, 3040, 3041; Urteil vom 29. Januar 2001 – II ZR 331/00, BGHZ 146, 341, 359).

e) Bei Vorliegen der genannten Voraussetzungen trifft die Haftung den Scheingesellschafter sowohl für vertragliche Ansprüche wie auch für außervertragliche Ansprüche (vgl. BGH, Urteil vom 3. Mai 2007 – IX ZR 218/05, BGHZ 172, 169 Rn. 21 ff.).

f) Neben der Gesellschaft haften entsprechend § 128 HGB auch die Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft, unabhängig von deren Rechtsgrund (vgl. BGH, Urteil vom 24. Februar 2003 – II ZR 385/99, BGHZ 154, 88, 94). Der Gesellschafter haftet nach § 128 HGB auch nach seinem Aus-scheiden aus der Gesellschaft für Verbindlichkeiten der Gesellschaft, die während seiner Mitgliedschaft begründet wurden (Altverbindlichkeiten), soweit seine Nachhaftung nicht nach § 736 Abs. 2 BGB in Verbindung mit § 160 HGB begrenzt ist. Für zweigliedrige Gesellschaften, in denen der Betrieb vom letzten verbliebenen Gesellschafter nach dem Ausscheiden des vorletzten Gesellschafters fortgeführt wird, gelten keine Besonderheiten (BGH, Urteil vom 27. September 1999 – II ZR 356/98, BGHZ 142, 324, 331).

Schlagworte: BGB-Gesellschaft, GbR, Gesellschafter, Gesellschafterhaftung, Personengesellschaft, Scheingesellschafter