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BGH, Urteil vom 4. März 1996 – II ZB 8/95

GmbHG §§ 5, 19, 53, 54, 56

a) Das in § 19 Abs. 5 Alt. 2 GmbHG geregelte Umgehungsverbot erfasst auch eine nach der Kapitalerhöhung entstandene Forderung auf Auszahlung von Gewinn, wenn ihre Verrechnung mit der (Rest-)Einlageforderung bei der Kapitalerhöhung unter den Beteiligten vorabgesprochen worden ist (Ergänzung BGH, 1994-02-21, II ZR 60/93, BGHZ 125, 141).

Wie der Senat mit der weitaus überwiegenden Lehre bereits entschieden hat, erfasst das in § 19 Abs. 5 Alt. 2 GmbHG geregelte Umgehungsverbot über den Wortlaut der Vorschrift hinaus auch solche Altforderungen, die nicht aus einem als Sachübernahme zu qualifizierenden Veräußerungsgeschäft zwischen dem Einlageschuldner und der Gesellschaft herrühren, sondern deren Entstehungsgrund ein anderer ist (BGHZ 113, 335, 341; 125, 141, 149 f. – jeweils m.w.N.). Dazu zählen z.B. Darlehensforderungen (BGHZ 110, 47, 49 f.; 125, 141, 142), Ansprüche auf Auszahlung stehengelassenen Gewinns (BGHZ 113, 335, 336 ff.) und Miet- oder Pachtzinsforderungen (Scholz/U.H. Schneider aaO, § 19 Rdn. 134). Ob – und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen – die Aufrechnung gegen eine nach der Einlageforderung entstandene Gesellschafterforderung (sog. Neuforderung) unzulässig ist, die nicht zu den Vergütungsansprüchen für die Überlassung von Vermögensgegenständen an die Gesellschaft gehört, wird – je nach Art der Gesellschafterforderung – unterschiedlich beantwortet. Der Senat hat die Entscheidung für eine Darlehensforderung offengelassen (BGHZ 125, 141, 151 f.). Das Schrifttum lehnt die Heranziehung des Umgehungsgedankens für Darlehensforderungen weitgehend ab (Hachenburg/Ulmer aaO, § 19 Rdn. 107; vgl. auch schon aaO 7. Aufl., § 19 Rdn. 62; Baumbach/Hueck aaO, § 19 Rdn. 28; Scholz/Winter aaO, § 5 Rdn. 78; Lutter/Hommelhoff aaO, § 19 Rdn. 34; H.P. Westermann in FS Oppenhoff, 1985, S. 535 ff. m.w.N.). Zur Frage der Verrechnung der Gehaltsforderung eines Gesellschaftergeschäftsführers hat der Senat entschieden, das Verrechnungsverbot umfasse eine solche im Zeitpunkt der Gründung noch nicht entstandene Forderung dann, wenn die künftige Verrechnung von den Gründern vorabgesprochen werde (BGH, Urt. v. 21. September 1978 – II ZR 214/77, WM 1978, 1271). Dem ist das Schrifttum überwiegend gefolgt (Hachenburg/Ulmer aaO, § 19 Rdn. 97; § 56 Rdn. 44; Baumbach/Hueck aaO, § 19 Rdn. 21 u. 30, Scholz/ U.H. Schneider aaO, § 19 Rdn. 135; vgl. auch schon R. Fischer, Anm. zu LM BGH § 19 GmbHG Nr. 1; Boesebeck, JW 1938, 1401, 1402; vgl. auch – allerdings mit abweichender Begründung – Lutter/Hommelhoff aaO, § 19 Rdn. 34; ablehnend Scholz/Priester aaO, § 56 Rdn. 59). Unter dieser Voraussetzung einer Vorabsprache wird auch die Verrechnung einer Forderung auf Auszahlung künftiger Gewinne als unzulässig angesehen (Hachenburg/Ulmer aaO, § 19 Rdn. 97, § 56 Rdn. 44; Baumbach/Hueck aaO, § 19 Rdn. 30; Scholz/U.H. Schneider aaO, § 19 Rdn. 135, der diesen Gesichtspunkt auch auf Darlehen erstreckt; Baumbach/Hueck aaO, § 19 Rdn. 30; weitergehend – ohne auf die Vorabsprache abzustellen – offenbar Roth, NJW 1991, 1913, 1916 u. Heidenhain, Anm. zu BGH LM § 19 GmbHG Nr. 16; ablehnend Scholz/ Priester aaO, § 56 Rdn. 59).

b) Zur Heilung einer verdeckten Sacheinlage kann die im Rahmen eines Kapitalerhöhungsbeschlusses festgesetzte (Rest-)Bareinlage auch nach Eintragung der Kapitalerhöhung in das Handelsregister durch satzungsändernden Mehrheitsbeschluss der Gesellschafter im Wege der Änderung der Einlagendeckung in eine Sacheinlage umgewandelt werden.

Schlagworte: Aufrechnungsverbot, Ausnahme bei Sachübernahmen, Bareinlagen, Darlehensforderungen, Erhöhung des Stammkapitals, Gesellschafterbeschluss, Gewinnausschüttung, Handelsregister, Kapitalaufbringung, Sacheinlagen, Satzungsänderung, stehengelassener Gewinn, verdeckte Sacheinlage