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OLG Frankfurt a. M., Urteil vom 26.06.2012 – 5 U 144/09

AktG §§ 53a, 130, 131, 132, 241, 243

1. Die gemäß § 130 Abs. 1 AktG erforderliche Beurkundung durch eine „über die Verhandlung notariell aufgenommene Niederschrift“ setzt nicht deren endgültige Fertigstellung in der Hauptversammlung voraus. Der Notar darf seine Wahrnehmungen auch noch danach im Einzelnen ausarbeiten und unterzeichnen (BGH, Urteil vom 16.02.2009, II ZR 185/07, „Kirch/Deutsche Bank“, BGHZ 180, 9; Urteil des Senats vom 05.07.2011, 5 U 104/10, AG 2011, S. 713 ff., zitiert nach Juris, Rn. 107– Hauptversammlung der Beklagten 2009; OLG FrankfurtBitte wählen Sie ein Schlagwort:
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/M., Urteil vom 20.10.2010, 23 U 121/08, WM 2011, S. 221 ff., zitiert nach Juris, Rn. 105 – Hauptversammlung der Beklagten 2007; Hüffer, AktG, 9. Aufl., § 130 Rn. 11).

2. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Urteil vom 16.02.2009, II ZR 185/07, „Kirch/Deutsche Bank“, BGHZ 180, 9) fällt die Überwachung und Protokollierung der Stimmauszählung nicht unter die zwingenden, mit der Nichtigkeitssanktion des § 241 Nr. 2 AktG bewehrten Protokollierungserfordernisse gemäß § 130 Abs. 1, 2 und 4 AktG.

3. Bis zur rechtskräftigen Feststellung, dass die Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden unwirksam ist, bekleidet der Gewählte dieses Amt und hat die hiermit verbundenen Aufgaben wahrzunehmen. Sowohl nach der Rechtsprechung des Senats (z. B. Urteil vom 05.07.2011, 5 U 104/10, AG 2011, S. 713 ff., zitiert nach Juris, Rn. 112 ff., Beschluss vom 23.02.2010, 5 Sch 2/09, AG 2010, S. 596 ff., zitiert nach Juris, Rn. 62 ff.; ebenso OLG FrankfurtBitte wählen Sie ein Schlagwort:
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am Main, Urteil vom 20.10.2010, 23 U 121/08, AG 2011, S. 36 ff., zitiert nach Juris, Rn. 107; Beschluss vom 13.12.2011, 5 AktG 2/11, S. 9) wie auch des 23. Zivilsenats des Oberlandesgerichts (a.a.O., Rdn. 18) ist die Versammlungsleitung durch den gewählten Aufsichtsratsvorsitzenden bis zur Rechtskraft eines kassatorischen Urteils rechtmäßig. Hinzu kommt, dass die Anfechtbarkeit eines Beschlusses, welcher unter der Leitung eines unzuständigen Versammlungsleiters zustande gekommen ist, nur möglich ist, wenn konkrete Maßnahmen des an sich unzuständigen Versammlungsleiters sich im Sinne der Relevanz auf den angefochtenen Beschluss inhaltlich ausgewirkt haben (vgl. Beschluss des Senats vom 18.03.2008, 5 U 171/06, ZIP 2008, 738, zitiert nach Juris Rdn. 28; Beschluss vom 23.02.2010, 5 Sch 2/09, a.a.O., Hüffer, AktG, 10. Aufl. § 243 Rdn. 16).

4. Bei der Entscheidung über mögliche Redezeitverkürzungen kommt dem Versammlungsleiter ein Ermessen zu (z.B. Senat, Beschluss vom 23.02. 2010, 5 Sch 2/09, AG 2010, S. 596 ff., zitiert nach Juris, Rn. 62 ff.; MünchKomm/Kubis, AktG, 2. Aufl., § 119, Rdn. 154).

5. Eine Anfechtung von Beschlüssen wegen eines Verstoßes gegen § 53a AktG ist nur möglich, wenn entweder die gefassten Beschlüsse selbst gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung verstoßen oder die ungleiche Zumessung von Redezeit durch den Versammlungsleiter dazu führt, dass rechtzeitige Wortmeldungen wegen Debattenschlusses nicht mehr berücksichtigt werden können (vgl. Hüffer, AktG,10. Aufl., § 243 AktG, Rdn. 16 m. N.).

6. Zwar sind die Organe der AG an ihre Wahlvorschläge grundsätzlich gebunden (vgl. z. B. Spindler/Stilz/Willamowski, AktG, 2. Aufl., § 124, Rdn. 14). Dies gilt jedoch nach herrschender Meinung nicht, wenn zwischenzeitlich neue Tatsachen entstanden oder bekannt geworden sind, die eine Änderung des Beschlussvorschlages gebieten (z. B. Willamowski, a.a.O.; Hüffer, a.a.O. § 124, Rdn. 12; Schmidt/Lutter/Ziemons, a.a.O. § 124, Rdn. 52, jeweils m. w. N.).

Schlagworte: Aktienrecht, Aufsichtsrat, Beurkundung, Hauptversammlung, Nichtigkeitsgründe, Notar, Redezeitbeschränkung, Relevanzlehre, Versammlungsleiter