Einträge nach Montat filtern

BGH, Beschluss vom 17. Juli 2012 – II ZR 216/10

GmbHG § 16; ZPO § 71

a) Wird der Beitritt des Nebenintervenienten durch Zwischenurteil (§ 71 Abs. 1 ZPO) zugelassen , findet gegen diese Entscheidung nur die sofortige Beschwerde nach § 71 Abs. 2 ZPO statt (vgl. BGH, Beschluss vom 6. Juni 2011 – II ZR 91/10, juris; Beschluss vom 24. Januar 2006 – VI ZB 49/05, NJW-RR 2006, 644; Beschluss vom 12. Juni 1989 – II ZB 2/89, juris; Urteil vom 20. März 1985 – IVa ZB 1/85, VersR 1985, 551; Urteil vom 10. Juli 1963 – V ZR 132/61, NJW 1963, 2027; Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 71 Rn. 5; MünchKommZPO/Schultes, 3. Aufl., § 71 Rn. 10). Dies gilt auch, wenn das Zwischenurteil im Endurteil enthalten ist (vgl. BGH, Urteil vom 15. März 2002 – V ZR 396/00, NJW 2002, 1872, 1873; Urteil vom 10. Juli 1963 – V ZR 132/61, NJW 1963, 2027). Wird die sofortige Beschwerde nicht innerhalb der Zweiwochenfrist des § 569 Abs. 1 ZPO eingelegt, wird die Zulassung des Beitritts rechtskräftig mit der Folge, dass das Berufungsgericht und auch das Revisionsgericht nicht mehr nachprüfen können, ob die materiellen Voraussetzungen der Nebenintervention vorgelegen haben (vgl. BGH, Urteil vom 10. Juli 1963 – V ZR 132/61, NJW 1963, 2027).

b) Einem Klägerin fehlt die erforderliche (materielle) Berechtigung zur Geltendmachung seiner auf die Nichtigerklärung von Gesellschafterbeschlüssen und auf positive Beschlussfeststellung gerichteten Klageanträge, wenn er nicht der nach § 16 Abs. 1 GmbHG a. F. zu bestimmende Gesellschafter der Gesellschaft geworden ist (vgl. BGH, Urteil vom 13. Oktober 2008 – II ZR 112/07, ZIP 2008, 2215 Rn. 11; Drescher in Henssler/Strohn, Gesellschafts-recht, AktG § 245Bitte wählen Sie ein Schlagwort:
AktG
AktG § 245
Rn. 19 f.; AktG § 249Bitte wählen Sie ein Schlagwort:
AktG
AktG § 249
Rn. 6). Insoweit kommt § 16 Abs. 1 GmbHG a. F. eine Fiktionswirkung zu.

c) Nach § 16 Abs. 1 GmbHG a. F. galt bei einer Anteilsveräußerung der Gesellschaft gegenüber derjenige als Erwerber und damit als Gesellschafter, dessen Erwerb unter Nachweis des Übergangs bei der Gesellschaft angemeldet war. Zum Nachweis des Übergangs der Gesellschafterstellung genügte es, dass die Gesellschaft vom Rechtsübergang überzeugend unterrichtet wurde (BGH, Urteil vom 13. Oktober 2008 – II ZR 76/07, ZIP 2008, 2214 Rn. 9; Urteil vom 15. April 1991 – II ZR 209/90, ZIP 1991, 724, 725).

d) Der Geschäftsführer einer GmbH muss bei der Überzeugungsbildung, ob ein Nachweis des Übergangs eines Geschäftsanteils im Sinne des § 16 Abs. 1 GmbHG a. F. als geführt angesehen werden kann, gesellschaftsvertragliche Bestimmungen nach pflichtgemäßen Ermessen berücksichtigen, welche die Abtretung erschweren (vgl. BGH, Urteil vom 24. Juni 1996 – II ZR 56/95, NJW-RR 1996, 1377, 1378; Urteil vom 15. April 1991 – II ZR 209/90, ZIP 1991, 724, 725; Scholz/Winter/Seibt, GmbHG, 10. Aufl., § 16 Rn. 18; Winter/Löbbe in Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, § 16 Rn. 17; Hachenburg/Zutt, GmbHG, 8. Aufl., § 16 Rn. 15 ). Auf ein falsches Verständnis des Geschäftsführers in diesem Zusammenhang kommt es  nicht an. Das dem Geschäftsführer eingeräumte Ermessen findet seine objektive Grenze in der statutarischen Beschränkung der Geschäftsanteilsübertragung.

e) Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs konnte die Gesellschaft zwar auf einen förmlichen Nachweis verzichten, wenn der Geschäftsführer auch ohne entsprechenden Nachweis von der Richtigkeit der Anmeldung überzeugt war (BGH, Beschluss vom 20. Oktober 1966 – III ZR 150/65, WM 1967, 24, 25). Eine ordnungsgemäße Anmeldung lag daher grundsätzlich vor, wenn die Gesellschaft den Erwerber ohne Nachweise einzufordern als neuen Gesellschafter anerkannte und behandelte (BGH, Urteil vom 15. April 1991 – II ZR 209/90, ZIP 1991, 724, 725). Die Wirkung des § 16 Abs. 1 GmbHG a. F. trat bei einem Verzicht auf (weitere) Nachweise nur dann ein, wenn die Prüfung des Anteilsübergangs durch den Geschäftsführer pflichtgemäßem Ermessen entsprach (Winter/Löbbe in Ulmer/ Habersack/Winter, GmbHG, § 16 Rn. 18; Rowedder/Schmidt-Leithoff/Pentz, GmbHG, 4. Aufl., § 16 Rn. 17).

Schlagworte: Anfechtungsbefugnis, Anfechtungsklage im Sinne der §§ 243 ff AktG, Beschlussmängel, Geschäftsführer, Nebenintervention, Positive Beschlussfeststellungsklage, Prüfungspflicht, überprüfbares Ermessen, Verzicht, Vinkulierung