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BGH, Urteil vom 14. Mai 2012 – II ZR 69/12

BGB § 278

a) Ein Gründungsgesellschafter hat die Pflicht, einem Beitrittsinteressenten für seine Beitrittsentscheidung ein zutreffendes Bild über das Beteiligungsobjekt zu vermitteln und ihn über alle Umstände, die für seine Anlageentscheidung von wesentlicher Bedeutung sind oder sein können, insbesondere über die mit der angebotenen speziellen Beteiligungsform verbundenen Nachteile und Risiken zutreffend, verständlich und vollständig aufzuklären (st. Rspr., vgl. BGH, Urteil vom 17. Mai 2011 – II ZR 202/09, AG 2011, 554 Rn. 9; Urteil vom 31. Mai 2010 – II ZR 30/09, ZIP 2010, 1397 Rn. 9 m. w. N.).

b) Der Gründungsgesellschafter, der sich zu den vertraglichen Verhandlungen über den Beitritt eines Anlegers zu einer Fondsgesellschaft eines Vertriebs bedient und diesem oder von diesem eingeschalteten Untervermittlern die geschuldete Aufklärung der Beitrittsinteressenten überlässt, haftet über § 278 BGB für deren unrichtige oder unzureichende Angaben. Er muss sich das Fehlverhalten von Personen, die er mit den Verhandlungen zum Abschluss des Beitrittsvertrages ermächtigt hat, zurechnen lassen (vgl. BGH, Urteil vom 1. März 2011 – II ZR 16/10, ZIP 2011, 957 Rn. 7; Urteil vom 3. Dezember 2007 – II ZR 21/06, ZIP 2008, 412 Rn. 17; Urteil vom 26. September 2005 – II ZR 314/03, ZIP 2005, 2060, 2063; Urteil vom 14. Juli 2003 – II ZR 202/02, ZIP 2003, 1651, 1652; Urteil vom 3. Februar 2003 – II ZR 233/01, DStR 2003, 1494, 1495; Urteil vom 14. Januar 1985 – II ZR 41/84, WM 1985, 533, 534; Urteil vom 1. Oktober 1984 – II ZR 158/84, ZIP 1984, 1473, 1474).

c) Nach § 278 BGB haftet der Schuldner für Pflichtverletzungen eines Erfüllungsgehilfen auch dann, wenn der Erfüllungsgehilfe von seinen Weisungen abweicht, solange sein Handeln noch im Zusammenhang mit den ihm übertragenen Aufgaben steht (BGH, Urteil vom 15. Dezember 1959 – VI ZR 222/58, BGHZ 31, 358, 366; Urteil vom 14. Februar 1989 – VI ZR 121/88, NJW-RR 1989, 723, 725).

d) Die Verwendung eines Prospekts zur Aufklärung der Beitrittsinteressenten schließt es nicht aus, unzutreffende Angaben des Vermittlers dem Gründungsgesellschafter zuzurechnen. Vermittelt der Prospekt hinreichende Aufklärung, ist dies kein Freibrief, Risiken abweichend hiervon darzustellen und mit Erklärungen ein Bild zu zeichnen, das die Hinweise im Prospekt für die Entscheidung des Anlegers entwertet oder mindert (vgl. BGH, Urteil vom 12. Juli 2007 – III ZR 83/06, ZIP 2007, 1866 Rn. 10 für den Anlagevermittler; Urteil vom 19. November 2009 – III ZR 169/08, BKR 2010, 118 Rn. 24; Urteil vom 19. Juni 2008 – III ZR 159/07, juris Rn. 7 für den Anlageberater).

e) Wenn das anstelle des Gründungsgesellschafters mit den Beitrittsverhandlungen und der Aufklärung beauftragte Vertriebsunternehmen weitere Untervermittler zugezogen hat, führt dies zur Haftung der Gründungsgesellschafter nach § 278 BGB für ein Verschulden der Untervermittler. Das Verschulden von Untervermittlern ist schon dann zuzurechnen, wenn mit ihrem Einsatz gerechnet werden musste (BGH, Urteil vom 8. Januar 2004 – VII ZR 181/02, NJW 2004, 2156, 2157; Urteil vom 9. Juli 1998 – III ZR 158/97, ZIP 1998, 1389, 1390; Urteil vom 24. September 1996 – XI ZR 318/95, ZIP 1996, 1950, 1951).

f) Eine Klausel, welche die Verjährung für Schadensersatzansprüche aus dem Gesellschaftsverhältnis auf weniger als fünf Jahre verkürzt, ist unwirksam (vgl. BGH, Beschluss vom 13. Dezember 2011 – II ZB 6/09, ZIP 2012, 117 Rn. 50; Urteil vom 13. Juli 2006 – III ZR 361/04, ZIP 2006, 1631 Rn. 14; Urteil vom 20. März 2006 – II ZR 326/04, ZIP 2006, 849 Rn. 9; Urteil vom 14. April 1975 – II ZR 147/73, BGHZ 64, 238, 241 ff.).

g) Schadensersatzansprüche, die ein Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft gegenüber einem anderen Gesellschafter wegen der Verletzung gesellschaftsrechtlicher Pflichten geltend macht, verjähren nach allgemeinen Regeln und nicht nach den berufs-spezifischen Spezialnormen. Die Pflichten und die Haftung eines Gesellschafters richten sich unabhängig von seinem Beruf nach den Vorschriften, die für jeden Gesellschafter in gleicher Situation gelten (BGH, Urteil vom 13. Juli 2006 – III ZR 361/04, ZIP 2006, 1631 Rn. 13; Urteil vom 20. März 2006 – II ZR 326/04, ZIP 2006, 849 Rn. 8; Urteil vom 24. Mai 1982 – II ZR 124/81, BGHZ 84, 141, 149).

Schlagworte: Beitritt, Gründung, Personengesellschaft, Publikumspersonengesellschaft, Verjährung, Verkaufs- Fondsprospekt