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BGH, Urteil vom 23. April 2012 – II ZR 75/10

BGB §§ 310

a) Eine Verjährungsklausel im  Emissionsprospekts unterliegt der AGB-rechtlichen Kontrolle, da es sich nicht um eine gesellschaftsvertragliche Regelung handelt und daher die Bereichsausnahme nach § 23 Abs. 1 AGBG (§ 310 Abs. 4 BGB) nicht einschlägig ist (vgl. BGH, Urteil vom 14. Januar 2002 – II ZR 41/00, juris Rn. 24; Urteil vom 11. Dezember 2003 – III ZR 118/03, ZIP 2004, 414, 415 f.; Urteil vom 19. November 2009 – III ZR 108/08, BGHZ 183, 220 Rn. 11 ff.).

b) Gemäß der Rechtsprechung des Senats zu Gesellschaftsverträgen von Publikumsgesellschaften unterliegen auch gesellschaftsvertragliche Regelungen, die unter die Bereichsausnahme des § 23 Abs. 1 AGBG bzw. § 310 Abs. 4 BGB n. F. fallen, einer ähnlichen Auslegung und Inhaltskontrolle wie Allgemeine Geschäftsbedingungen unterliegen.

c) Es kann dahinstehen bleiben, ob die Bereichsausnahme des § 23 Abs. 1 AGBG bzw. des § 310 Abs. 4 BGB n. F. im Hinblick auf die Richtlinie 93/13/EWG des Rates vom 5. April 1993 über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen (ABl. L 95 vom 21. April 1993, Seite 29-34) nicht eingreift, wenn sich Verbraucher an Publikumsgesellschaften beteiligen (so OLG FrankfurtBitte wählen Sie ein Schlagwort:
OLG
OLG Frankfurt
/M., NJW-RR 2004, 991, 992 m. w. N.; OLG OldenburgBitte wählen Sie ein Schlagwort:
OLG
OLG Oldenburg
, NZG 1999, 896; KG, WM 1999, 731, 733; MünchKommBGB/Basedow, 5. Aufl., § 310 Rn. 86; Palandt/Grüneberg, BGB, 71. Aufl., § 310 Rn. 49 m.w.N.; a. A. Ulmer/Schäfer in Ulmer/Brandner/Hensen, AGB-Recht, 11. Aufl., § 310 Rn. 120 m. w. N.), oder ob Gesellschaftsverträge von Publikumsgesellschaften weiterhin einer ähnlichen Auslegung und Inhaltskontrolle (§ 242 BGB) wie Allgemeine Geschäftsbedingungen unterliegen (BGH, Urteil vom 14. April 1975 – II ZR 147/73, BGHZ 64, 238, 241 ff.; Urteil vom 27. November 2000 – II ZR 218/00, ZIP 2001, 243, 244; Urteil vom 20. März 2006 – II ZR 326/04, ZIP 2006, 849 Rn. 9; kritisch MünchKommHGB/Grunewald, 3. Aufl., § 161 Rn. 124 f.).

d) Eine Klausel, welche die Verjährung für Schadensersatzansprüche aus dem Gesellschaftsverhältnis auf weniger als fünf Jahre verkürzt, ist unwirksam (BGH, Urteil vom 14. April 1975 – II ZR 147/73, BGHZ 64, 238, 241 f.; Urteil vom 20. März 2006 – II ZR 326/04, ZIP 2006, 849 Rn. 9; Urteil vom 13. Juli 2006 – III ZR 361/04, ZIP 2006, 1631 Rn. 14). An dieser Rechtsprechung ist trotz der Angleichung der Verjährungs-vorschriften festzuhalten (s. BGH, Beschluss vom 13. Dezember 2011 – II ZB 6/09, ZIP 2012, 117 Rn. 51).

e) Ist der Beigetretene nicht selbst Kommanditist, sondern als Treugeber nur wirtschaftlich über die Treuhandkommanditistin an der Fondsgesellschaft beteiligt, ist nicht er, sondern die Treuhänderin Anspruchsgegnerin eines auf §§ 171, 172 HGB gestützten Anspruchs (vgl. BGH, Urteil vom 28. Januar 1980 – II ZR 250/78 – BGHZ 76, 127, 130 f.; Urteil vom 15. Juli 2010 – III ZR 336/08, ZIP 2010, 1646 Rn. 33, insoweit nicht abgedruckt in BGHZ 186, 205; Urteil vom 22. März 2011 – II ZR 271/08, ZIP 2011, 906 Rn. 10 m. w. N.). Auch Gläubiger der Gesellschaft können ihn insoweit nicht in Anspruch nehmen (BGH, Urteil vom 12. Februar 2009 – III ZR 90/08, NZG 2009, 380 Rn. 35; Urteil vom 21. April 2009 – XI ZR 148/08, ZIP 2009, 1266 Rn. 15).

Schlagworte: Allgemeine Geschäftsbedingungen, Gesellschafterhaftung, Inhaltskontrolle, Publikumspersonengesellschaft, Verjährung