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BGH, Versäumnisurteil vom 28. Februar 2012 – II ZR 115/11

GmbHG §§ 30, 31 analog

a) Nach der ständigen Rechtsprechung des Senats gelten die §§ 30 ff. GmbHG ausnahmsweise auch für Dritte, wenn der Dritte bei wirtschaftlicher Betrachtung einem Gesellschafter gleichsteht. Dies kann insbesondere zutreffen, wenn der Dritte mit einem Gesellschafter horizontal oder vertikal verbunden ist.

b) Die Verbindung kann in der Weise bestehen, dass der Dritte an einem Gesellschafter der GmbH beteiligt ist (Gesellschafter-Gesellschafter), und führt jedenfalls dann zur Anwendung der §§ 30 ff. GmbHG, wenn der Dritte aufgrund einer qualifizierten Mehrheit der Anteile oder Stimmrechte einen bestimmenden Einfluss auf den Gesellschafter ausüben kann (BGH, Urteil vom 5. Mai 2008 – II ZR 108/07, ZIP 2008, 1230 Rn. 9 m. w. N.).

c) Die Verbindung kann aber auch so ausgestaltet sein, dass eine Beteiligung in diesem Sinn dadurch begründet wird, dass ein Gesellschafter an den beiden betroffenen Gesellschaften beteiligt ist, und zwar an der leistenden „maßgeblich“ beteiligt ist (BGH, Urteil vom 5. Mai 2008 – II ZR 108/07, ZIP 2008, 1230 Rn. 10; Urteil vom 11. Oktober 2011 – II ZR 18/10, ZIP 2011, 2253 Rn. 11). Eine maßgebliche Beteiligung in diesem Sinn ist gegeben, wenn der Gesellschafter auf die Entscheidungen der leistenden Gesellschaft einen bestimmenden Einfluss ausüben, insbesondere dem Geschäftsführungsorgan der Hilfe gewährenden Gesellschaft durch Gesellschafterbeschlüsse gem. § 46 Nr. 6 GmbHG entsprechende Weisungen er-teilen kann (BGH, Urteil vom 5. Mai 2008 – II ZR 108/07, ZIP 2008, 1230 Rn. 9 f.). Dazu genügt bei einer GmbH – vorbehaltlich einer abweichenden Regelung der Stimmmacht in der Satzung – eine Beteiligung von mehr als 50% (vgl. BGH, Urteil vom 21. Juni 1999 – II ZR 70/98, ZIP 1999, 1314, 1315; Urteil vom 27. November 2000 – II ZR 179/99, ZIP 2001, 115; Urteil vom 28. Februar 2005 – II ZR 103/02, ZIP 2005, 660, 661; Urteil vom 5. Mai 2008 – II ZR 108/07, ZIP 2008, 1230 Rn. 10).

d) Ist ein Gesellschafter an der Darlehen nehmenden und an der Darlehen gebenden Gesellschaft beteiligt, finden auf eine Finanzierungshilfe des Darlehen gebenden Unternehmens die Eigenkapitalersatzvorschriften Anwendung, wenn der Gesellschafter auf die Gewährung der Kredithilfe an das andere Unternehmen oder auf deren Abzug einen bestimmenden Einfluss ausüben kann. Hiervon ist grundsätzlich auch dann auszugehen, wenn der Gesellschafter der hilfenehmenden GmbH zwar „nur“ zu 50% an der hilfeleistenden GmbH beteiligt, aber zugleich deren alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer ist.

Schlagworte: Anspruchsinhalt, Einlagenrückgewähr, Gesellschafter, herrschendes Unternehmen, Kapitalerhaltung, Rückerstattungsanspruch, Überschuldung, Verbundene Unternehmen, Zahlung an verbundenes Unternehmen