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OLG Düsseldorf, Urteil vom 25.05.2012 – I-16 U 39/11, 16 U 39/11

GmbHG § 19

1. Die Darlegungs- und Beweislast für die Erfüllung der gem. § 19 Abs. 1 GmbHG bestehenden Einlageverpflichtung liegt entsprechend den allgemeinen Grundsätzen bei dem sich darauf berufenden Gesellschafter (vgl. BGH, Urteil vom 22. Juni 1992- II ZR 30/91 -, NJW 1992, 2698, 2699; BGH, Urteil vom 13. September 2004 – II ZR 137/02 -, DStR 2004, 2112 <2113>; BGH, Beschluss vom 9. Juli 2007 – II ZR 222/06 -, NJW 2007, 3067; Hueck/Fastrich, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Auflage 2010, § 19 Rdnr. 15; Roth, in: Roth/Altmeppen, GmbHG, 6. Auflage 2009, § 19 Rdnr. 20).

2. Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs liegt eine für die Erfüllung einer Einlageschuld (§ 19 Abs. 1 GmbHG) erforderliche Leistung zur freien Verfügung der Geschäftsführung nicht vor, wenn der eingezahlte Einlagebetrag absprachegemäß im engen und sachlichen Zusammenhang an den Inferenten bzw. den Gesellschafter der GmbH oder an ein mit ihm verbundenes Unternehmen zurückfließt; auch wenn dies als Darlehen erfolgt (vgl. BGH, Urteil vom 10. Dezember 2007 – II ZR 180/06 -, BGHZ 174, 370 ff.; BGH, Urteil vom 2. Dezember 2002 -II ZR 101/02 -, BGHZ 153, 107, 109, 111; Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 27. Februar 2009 – 16 U 73/08 -, juris; Roth, in: Roth/Altmeppen, GmbHG, § 19 Rdnr. 17; Hueck/Fastrich, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 19 Rdnr. 24 f.). Vielmehr leistet der Inferent hier unter dem Gesichtspunkt der Kapitalaufbringung nichts. Die Darlehensabrede ist unwirksam und kann nicht dazu führen, dass die prinzipiell unverzichtbare und nicht aufrechenbare Einlageforderung – entgegen dem Schutzzweck des § 19 Abs. 2 GmbHG – durch eine in dieser Hinsicht schwächere Darlehensforderung ersetzt wird, die diesen Beschränkungen nicht unterliegt (vgl. Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 27. Februar 2009 – 16 U 73/08 -, juris; Oberlandesgericht Schleswig, Urteil vom 29. Juni 2000 – 5 U 211/98 -, OLGR Schleswig 2000, 335, 336).

3. Am Tatbestand des Hin- und Herzahlens ohne Erfüllungswirkung für die Einlageschuld ergibt sich aus § 19 Abs. 5 GmbHG in der Fassung des MoMiG nichts anderes, wenn die Darlehensgewährung nicht durch einen vollwertigen Rückgewähranspruch, der jederzeit fällig ist oder durch fristlose Kündigung durch die Gesellschaft fällig werden kann, gedeckt ist. Zudem wäre das Hin- und Herzahlen in der Anmeldung offen zu legen, wie es § 19 Abs. 5 Satz 2 GmbHG n.F. fordert (vgl. BGH, Urteil vom 20. Juli 2009 – II ZR 273/07 -, BGHZ 182, 103 ff.; BGH, Urteil vom 6. Februar 2009 – II ZR 120/07 -, NJW 2009, 2375, 2377; Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 27. Februar 2009- 16 U 73/08 -, juris).

4. Der Grundsatz der Gleichbehandlung im Gesellschaftsrecht verbietet eine willkürliche, sachlich nicht gerechtfertigte unterschiedliche Behandlung der Gesellschafter gegen ihren Willen (vgl. BGH, Urteil vom 16. Dezember 1991 – II ZR 58/91 -, NJW 1992, 892, 895; BGHZ 111, 224, 227; Oberlandesgericht Hamm, Urteil vom 27. Oktober 1999 – 8 U 273/98 -, NJW-RR 2001, 1182, 1182; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, GmbHG, § 13 Rdnr. 60 ff.; Hueck/Fastrich, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 13 Rdnr. 31 ff.).

5. Nach § 19 Abs. 2 Satz 2 GmbHG ist eine Aufrechnung gegen den Anspruch auf Erbringung der Stammeinlage (§ 19 Abs. 1 GmbHG) nur zulässig mit einer Forderung aus der Überlassung von Vermögensgegenständen, deren Anrechnung auf die Einlageverpflichtung nach § 5 Abs. 4 Satz 1 GmbHG vereinbart worden ist; das Aufrechnungsverbot, welches nach seinem Schutzzweck strikte Beachtung verlangt, ist eine Ausprägung des Grundsatzes der realen Kapitalaufbringung, der auch in § 19 Abs. 1 GmbHG geregelt ist (vgl. allgemein hierzu nur Roth, in: Roth/Altmeppen, GmbHG, § 19 Rdnr. 29 ff.; Hueck/Fastrich, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 19 Rdnr. 30 ff.).

Schlagworte: Angabe gemäß § 19 Abs. 5 Satz 2 GmbHG, Anmeldung, Darlegungs- und Beweislast, Einlage, Gleichbehandlung, Handelsregister, Hin- und Herzahlen, Kapitalaufbringung