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OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 30.01.2014 – 20 W 368/13

BGB § 29 BGB

1. Eine Bestellung eines organschaftlichen Vertreters durch das Registergericht unter analoger Anwendung von § 29 BGB kann jedenfalls für eine Familiengesellschaft bürgerlichen Rechts nicht erfolgen.

2. Soweit ersichtlich, entspricht es der herrschenden Meinung im Schrifttum – der sich der Senat anschließt –, dass eine analoge Anwendung von § 29 BGB auf Personengesellschaften, von bestimmten Ausnahmen abgesehen, nicht möglich ist (vgl. u.a. Weick in Staudinger, BGB, 2005, § 29 BGB, Rn. 5; Reuter in Münchener Kommentar zum BGB, 6. Aufl. 2012, Rn. 4; Schöpflin, Beck’scher Online-Kommentar BGB, Stand: 01.11.2013, § 29, Rn. 2; Hadding, in Soergel, BGB, 13. Aufl., 2000, § 29, Rn. 3; Ellenberger in Palandt, BGB, 73. Aufl., 2014, § 29, Rn. 1).

3. Dem liegt zu Grunde, dass die Bestellung eines Dritten zum organschaftlichen Vertreter der Personengesellschaft nicht deren gesetzlichem Leitbild entsprechen würde, wonach diese Vertretung nur einem Gesellschafter als geborenem Gesellschaftsorgan zustehen kann (Grundsatz der Selbstorganschaft; hierzu u.a. BGH, Urteile vom 06.02.1958, Az. II ZR 210/56 und vom 11.07.1960, Az. II ZR 260/59, zitiert nach juris; Sprau in Palandt, a.a.O., § 709, Rn. 3a m.w.N.; Schöne, Beck’scher Online-Kommentar, a.a.O., § 709, Rn. 4; Schäfer in Münchener Kommentar zum BGB, 6. Aufl., 2013, § 709, Rn. 5; kritisch u.a. Bergmann in juris PK-BGB, 6. Aufl. 2012, § 709, Rn. 8 ff.; Arlt, NZG 2002, 407 ff.; Beuthin, ZIP 1993, 1589 ff.). Danach ist eine Regelung, wonach die Gesellschafter selbst aus der Handlungsfähigkeit für die Gesellschaft verdrängt würden, rechtlich nicht möglich; so wie die Einzelperson sich insoweit nicht entmachten kann, kann dies auch die Personengemeinschaft nicht (Flume, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Erster Teil, die Personengesellschaft, 1977, S. 240 f.).

4. Allerdings ist von der Rechtsprechung anerkannt, dass bei der Personengesellschaft ein Dritter mit weitgehenden Geschäftsführungsaufgaben betraut und ihm umfassende Vollmacht erteilt werden kann, solange die Gesellschafter dadurch die organschaftliche Geschäftsführungs- und Vertretungsbefugnis nicht verlieren (vgl. u.a. BGH, Urteile vom 16.11.1981, Az. II ZR 213/80, 22.03.1982, Az. II ZR 74/81 und 15.02.2005, Az. XI ZR 396/03 (jeweils zu einer Publikumsgesellschaft bürgerlichen Rechts) und Urteil vom 18.07.2006, Az. XI ZR 143/05 (zu einem in Form einer GbR betriebenen Immobilienfonds); so u.a. auch Schäfer in Münchener Kommentar zum BGB, a.a.O., § 709, Rn. 5 und 20).

Schlagworte: Notgeschäftsführer, Personengesellschaft