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OLG München, Urteile vom 17.04.2012 – 5 U 2168/11, 5 U 3526/11

HGB §§ 110, 128, 129; BGB § 426

1. Für die im Namen einer Gesellschaft bürgerlichen RechtsBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Gesellschaft
Gesellschaft bürgerlichen Rechts
begründeten Verpflichtungen haften die Gesellschafter kraft Gesetzes auch persönlich, § 128 HGB analog. Dabei ist der jeweilige Bestand der Gesellschaftsschuld auch für die persönliche HaftungBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Haftung
persönliche Haftung
maßgebend (BGH, Urteile vom 29.01.2011 – II ZR 331/00, BGHZ 146, 341 Rn. 39; vom 18.05.1998 – II ZR 380/96, NJW 1998, 2904 Rn. 12).

2. Nach § 129 Abs. 1 HGB muss der Gesellschafter ein gegen die Gesellschaft ergangenes Urteil in der Weise gegen sich gelten lassen, dass es ihm die Einwendungen nimmt, die der Gesellschaft abgesprochen worden sind (BGH, Urteile vom 13.07.1970 – VIII ZR 230/68, BGHZ 54, 255; vom 01.07.1976 – VII ZR 85/74, WM 1976, 1085; vom 08.11.2004 – II ZR 362/02, NJW-RR 2005, 338 Rn. 8; Baumbach/Hopt, HGB, 35. Aufl., § 129 Rn. 1).

3. Ein Gesellschafter kann während des Bestehens der Gesellschaft Rückgriff gegen seine Mitgesellschafter nur nehmen, wenn er aus der Gesellschaftskasse keinen Ausgleich erlangen kann (BGH, Urteil vom 02.07.1979 – II ZR 132/78, NJW 1980, 339).

4. Während des Bestehens der Gesellschaft bürgerlichen RechtsBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Gesellschaft
Gesellschaft bürgerlichen Rechts
kann ein Mitgesellschafter nur dann nach § 426 Abs. 1 Satz 1 BGB auf Ausgleich in Anspruch genommen werden, wenn von der Gesellschaft keine Erstattung zu erlangen ist (Subsidiarität der Gesellschafterhaftung; BGH, Urteil vom 15.10.2007 – II ZR 136/06, WM 2007, 2289).

5. Die als Gesamtschuldner haftenden Gesellschafterhaften im Innenverhältnis gemäß § 426 Abs. 1 BGB im Zweifel nur anteilig in Höhe ihrer jeweiligen Anteile am Gesellschaftsvermögen und bezogen auf die Höhe des Aufwands des in Anspruch genommenen Mitgesellschafters (BGH, Urteil vom 05.04.2011 – II ZR 279/08, ZIP 2011, 1103 Rn. 13).

6. Die Gesellschaftsschuld und die Haftungsverbindlichkeit des Gesellschafters verjähren nicht eigenständig. Vielmehr haftet ein Gesellschafter für die Gesellschaftsschulden, die während (oder vor) seiner Mitgliedschaft begründet worden sind, auch zeitlich wie die Gesellschaft selbst. Die dreißigjährige Verjährung der Gesellschaftsschuld nach rechtskräftiger Verurteilung der Gesellschaft, §§ 197 Abs. 1 Nr. 3, 201 BGB, gilt daher auch gegenüber dem Gesellschafter selbst (BGH, Urteil vom 12.01.2010 – XI ZR 27/09, WM 2010, 308 Rn. 41).

7. Inhalt und Umfang der gesellschafterlichen Treuepflicht bestimmen sich nach den Versprechen, die sich die Gesellschafter gegenseitig im Gesellschaftsvertrag gegeben haben (BGH, Urteil vom 25.01.2011 – II ZR 122/09, ZIP 2011, 768 Rn. 21). Der Gesellschaftsvertrag begründet in der Regel die berechtigte Erwartung, dass die übrigen Gesellschafter alles unterlassen, was die Realisierung des Gesellschaftszweckes beeinträchtigen könnte, sowie die berechtigte Erwartung einer größtmöglichen Gleichbehandlung aller Gesellschafter. In Rechtsprechung und Literatur ist zudem anerkannt, dass die Treuepflicht von dem Gesellschafter verlangt, die Belange der Mitgesellschafter nicht zu beeinträchtigen (Pflicht zur Rücksichtnahme bei der Verfolgung eigener interessen), wozu es gehöre, die Mitgesellschafter über Vorgänge vollständig und zutreffend zu informieren, die deren mitgliedschaftliche Vermögensinteressen berühren, ihnen aber nicht bekannt sein können (BGH, Urteil vom 09.09.2002 – II ZR 198/00, WM 2002, 2507 Rn. 13; MünchKommBGB/Ulmer, 5. Aufl., § 705 Rn. 222). Geschäftschancen auf dem Betätigungsgebiet der Gesellschaft hat der einzelne Gesellschafter nicht für sich und zum eigenen Vorteil, sondern zugunsten der Gesellschaft zu nutzen (BGH, Urteil vom 23.09.1985 – II ZR 257/84, WM 1985, 1444 Rn. 18). Eine Geschäftschance, die den Erhalt der Gesellschaft ermöglicht hätte, darf der Gesellschafter daher nicht zur eigenen Gewinnmaximierung unter ernsthafter Gefährdung der Lebensfähigkeit der Gesellschaft für sich nutzen (MünchKommBGB aaO § 705 Rn. 230; BGH, Urteil vom 10.07.1958 – II ZR 71/57, NJW 1959, 432). Der Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung der Gesellschafter hat seine Grundlage darin, dass die Gesellschafter sich im Gesellschaftsvertrag als gleichrangige Partner zu einer Zweckgemeinschaft zusammengeschlossen haben (MünchKommBGB aaO § 705 Rn. 244); dadurch wird die eigennützige Verfolgung von Sondervorteilen beschränkt.

8. Verletzen einzelne Gesellschafter einer Gesellschaft bürgerlichen RechtsBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Gesellschaft
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die ihnen aus dem Gesellschaftsvertrag obliegende Treuepflicht gegenüber den übrigen Gesellschaftern und gründen sie zur Durchführung ihres Vorhabens ihrerseits eine Gesellschaft bürgerlichen RechtsBitte wählen Sie ein Schlagwort:
Gesellschaft
Gesellschaft bürgerlichen Rechts
, so können die Gesellschafter der „Alt-GbR“ einer Inanspruchnahme durch die „Neu-GbR“ den Treuepflichtverstoß ihrer Mitgesellschafter unmittelbar einredeweise entgegenhalten. Dem steht die rechtliche Selbständigkeit der „Neu-GbR“ nicht entgegen.

Schlagworte: Ausgleich, BGB-Gesellschaft, GbR, Gesamtschuldner, Geschäftschancenlehre, Gesellschafter, Gleichbehandlung, Personengesellschaft, Treuepflicht